Jahresrückblick 2017

Hinter dem Freundeskreis Asyl Schwieberdingen liegt ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Die Erfahrung, dass die Mühlen sprichwörtlich langsam mahlen, mussten wir, die Ehrenamtlichen, immer wieder machen. Gleichzeitig gab es Momente, die unsere Herzen erfreuten.

Zu den schönsten Momenten gehörte die Rückkehr eines aus dem Irak geflohenen Mannes, der 2016 von Schwieberdingen nach Möglingen umziehen musste und dort sehr unglücklich wurde. Mittlerweile lebt er wieder in unserem Ort, wo er in einer kleinen Privatwohnung ein neues Zuhause und mittlerweile auch eine Vollzeitarbeitsstelle gefunden hat. Zu den traurigen Momenten zählten zweifelsfrei der Verlust unseres Mitstreiters Klaus Langnau und der des Flüchtlings Khaldoun Alshawa. Beide Verstorbenen hinterließen eine große Lücke.

Auch Rückschläge galt es zu bewältigen. Wir als Paten schlugen uns ob der bürokratischen Hindernisse mit der flachen Hand gegen die Stirn, Flüchtlinge mussten in Unwissenheit ausharren, stets darauf wartend, ob sie in Deutschland bleiben dürfen oder nicht und Patenschaften wurden aufgegeben, weil Geflüchtete nicht in dem Maße mitzogen wie erhofft.

Doch es überwogen die schönen Seiten – das steht außer Frage. Wir erlebten, wie engagierte Flüchtlinge Tag für Tag besser Deutsch lernten, wir wurden zum Essen eingeladen und wir sahen, wie die Geflohenen mit hier lebenden Deutschen Freundschaften schlossen.

Für zusätzlichen Wohnraum sorgte die Fertigstellung der neuen Unterkunft im Lüssenweg. „Ihr Bezug hat sehr zur Entspannung der Wohnsituation der Geflüchteten geführt“, sagt Annette Olbricht, die Leiterin des Freundeskreises. Allerdings hat die Lage auch ihre Schattenseite: „Als Nachteil erleben die Geflüchteten und wir, dass es sich um eine Art Enklave handelt ohne deutschsprachige Nachbarn“, erklärt sie.

Für 2018 hoffen wir, an unsere bislang erzielten Erfolge anknüpfen zu können. Auf Jobebene zeigt sich, dass persönliche Kontakte oft entscheidender sind als die Vermittlung durch das Jobcenter. Wenn Sie in Ihrer Firma eine freie Stelle haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

Ein Begegnungsraum bleibt ganz oben auf unserer Wunschliste

Der Wunsch nach einem Begegnungsraum, also einer Art Treffpunkt, bleibt auf unserer Wunschliste ganz oben. Für Kinder suchen wir Sprachpaten, die mit ihnen lesen und sprechen. Und überhaupt hoffen wir, dass neue Freiwillige zu uns stoßen. „Nach dem Abklingen der Willkommenskultur und der politischen Diskussion über die Begrenzung des Familiennachzuges ist es in der Flüchtlingsarbeit ruhiger geworden“,  sagt unser Flüchtlingsbegleiter Peter Schlichting.

Doch die Hilfen werden nach wie vor benötigt. Wenn Sie uns unterstützen möchten, scheuen Sie sich nicht. Sprechen Sie uns an. Auf ein erfolgreiches Jahr 2018!

 

Neue Strukturen beim FKA

Der Freundeskreis Asyl Schwieberdingen hat seine Struktur den veränderten Gegebenheiten und Bedürfnissen angepasst. Bislang gab es die Arbeitskreise (AK) Paten, Sprache, Verfahrenshilfe, Freizeit/Veranstaltungen und das Leitungsteam. Nun sind wir in die Bereiche Begleitung, Sprache, Verfahrenshilfe, Technik und Leitungsteam unterteilt.  An unserem Ziel ändert sich damit nichts: Wir sehen unsere Aufgabe weiterhin darin, den zu uns Geflohenen zu helfen, sich in unserer Gemeinde zurechtzufinden und ihnen bei Fragen zur Seite zu stehen.

Der Alltag hat jedoch gezeigt, dass unsere bisherige Aufteilung nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten entsprach. Das liegt zum einen an den Bedürfnissen der geflohenen Menschen: Anders als am Anfang, als der Großteil in den Gemeinschaftsunterkünften lebte, gibt es nun immer mehr Personen und Familien, die in eine privat vermietete Wohnung umziehen. Da braucht es Umzugshelfer und Freiwillige, die mit ihren Autos und Anhänger Kleidungskisten und Co. transportieren. Zum anderen liegen die veränderten Gegebenheiten an unseren Freiwilligen selbst: Während sich zuletzt die meisten Ehrenamtlichen in den Arbeitskreisen Sprache und Paten engagierten, wurde der AK Freizeit und Veranstaltungen zunehmend kleiner.

Mit den neuen Strukturen wollen wir unsere Hilfe noch effektiver gestalten. Beliebte Veranstaltungen wie das Café International und die Themenabenden bleiben von diesen Veränderungen unberührt. Sie finden weiterhin statt und werden zukünftig direkt vom Leitungsteam organisiert.
Wer Lust hat, uns zu unterstützen, kann gerne jederzeit, auch für kurzzeitige Einsätze, dazukommen. Jede Hilfe ist willkommen. Jeder Kuchen fürs Café International und jede Sachspende hilft uns, die zu uns Geflohenen an unserem Gemeindeleben teilhaben zu lassen und ihnen das Ankommen in der Fremde zu erleichtern.

Weitere Infos zu unserer Arbeit finden Sie in der Rubrik „Über uns“.

Struktur_2017 Oktober

Appell an die Politiker

Die jüngste Bundestagswahl hat bei vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern Sorgenfalten hinterlassen. Das starke Abschneiden der AfD ist beunruhigend – und das umso mehr, da sich viele Politiker deren Wählern nun zuwenden, um sie für die „alten Parteien“ zurückzugewinnen. Das Ergebnis ist eine Politik, die weiter nach rechts rutscht.

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg hat darauf reagiert. Er hat ein Schreiben aufgesetzt, mit dem er sich an die Teilnehmer der Sondierungsgespräche und die Mitglieder der zukünftigen Regierung wendet. Darin wird eine Rückkehr zu einem Deutschland gefordert, das Integration fördert, sowie die Rückkehr zu politischen Entscheidungen, die sich nicht an den lautesten populistischen Forderungen orientieren, sondern an Fakten.

Konkret wird unter anderem gefordert: das Ende der Arbeitsverbote, Sprach- und Integrationskurse für alle, ein Förderprogramm für bezahlbaren Wohnraum, die Fluchtursachen zu bekämpfen und Recht auf Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte. Zum Verständnis: Subsidiär schutzberechtigt sind Menschen, die stichhaltige Gründe dafür vorbringen, dass ihnen in ihrem Herkunftsland ein ernsthafter Schaden droht und sie den Schutz ihres Herkunftslands nicht in Anspruch nehmen können oder wegen der Bedrohung nicht in Anspruch nehmen wollen. Zudem wollen die ehrenamtlichen Helfer politisch gehört werden. Wortwörtlich heißt es: „Wir fordern Sie auf, nicht zu vergessen, wie viele Menschen sich für Flüchtlinge engagieren. Denken Sie nicht, dass uns nicht auffällt, wenn Sie das eine reden und das andere tun.“

Hier geht es zum offenen Brief des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg.

Unsere Ansprechpartnerin geht

Beim Freundeskreis Asyl galt es vor wenigen Wochen, Abschied zu nehmen. Ende September hat Mira Burmeister-Rudolph, die Integrations- und Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde, ihre Tätigkeit in Schwieberdingen beendet, um eine Arbeitsstelle in Norddeutschland anzunehmen. Mira Burmeister-Rudolph war sowohl für die Geflüchteten in der Anschlussunterbringung als auch für uns vom Freundeskreis Asyl die erste Anlaufstelle und persönliche Ansprechpartnerin für viele Fragen und Themen. Musste sie sich anfangs zunächst in der neu geschaffenen Stelle zurechtfinden, einen Überblick über die örtlichen und regionalen Gegebenheiten gewinnen, wurde sie bald zu einer Person, die zur Vernetzung der Beteiligten in der Flüchtlingsarbeit beitrug. Es war ihr ein besonderes Anliegen, den Kindern der geflüchteten Familien über den Schulalltag hinaus weiterführende Angebote zu vermitteln. Eine gelungene Kooperation ergab sich bei der Vorbereitung und Durchführung des Tags der offenen Tür im Lüssenweg und der Vortragsreihe zu Fluchtursachen im Frühjahr. Die ersten Exemplare des lange geplanten „Wegweiser für neu Zugewanderte“ konnte sie im Sommer noch persönlich verteilen.

Wir ehrenamtliche Helfer haben Mira Burmeister-Rudolph als sehr zielstrebige Person kennen und schätzen gelernt. Wir konnten uns sowohl mit formellen Fragen an sie wenden als auch mit persönlichen Anliegen der Flüchtlinge. Damit war sie uns nicht nur eine gute Ansprechpartnerin, sondern auch eine große Hilfe. Wir wünschen ihr alles Gute für ihre neue Aufgabe!

Wir hoffen, dass die derzeit vakante Stelle bald besetzt sein wird, sodass Geflüchtete und Mitglieder des Freundeskreises wieder einen Ansprechpartner haben. Solange die Stelle unbesetzt ist, fällt viel Mehrarbeit beim Freundeskreis an. Wir haben aber vollstes Vertrauen in die Gemeinde, dass es bald einen Nachfolger geben wird.

Freizeitspaß im Norschwarzwald

Viele Kinder der Schwieberdinger Flüchtlingsfamilien haben während der Sommerferien am hiesigen Sommerferienprogramm teilgenommen. Anders machte es der 16-jährige Mohamad Nour Rasho. Er verbrachte eine Woche im Nordschwarzwald.

Und so kam es dazu: Als Mira Burmeister-Rudolph, die bislang für die Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung zuständige Ansprechpartnerin im Ordnungsamt der Gemeinde Schwieberdingen, den Syrer besuchte, klagte dieser über die Langeweile in den Schulferien.

Sie hatte eine Idee und meldete ihn zum Programm „Freestyle“ in Kapf bei Egenhausen im Nordschwarzwald vom 15. bis 22. August an. Träger des Freizeitheims Kapf ist das Evangelische Jugendwerk in Württemberg, das mit dem Auto in einer Stunde zu erreichen ist. Allerdings nicht für die Teilnehmer der aktionsreichen Woche. Diese mussten mit öffentlichen Verkehrsmitteln selbstständig anreisen. Burmeister-Rudolph besorgte die Fahrkarten und kümmerte sich um die Rückerstattung der Teilnahmegebühr von 60 Euro durch das Jobcenter. Aber ein Problem war noch zu überwinden: Mohamad Nour hatte noch keine Versicherungskarte von der AOK per Post erhalten. Daher musste er am Abreisetag nochmals zur AOK, um eine Mitgliedsbescheinigung abzuholen, mit der er dann im Landratsamt einen Behandlungsschein erhielt.

Nun war alles startklar, der Rucksack gepackt. Die fast dreistündige Fahrt konnte losgehen. Das Gepäck wurde in Egenhausen abgenommen und weiter ging es zu Fuß (1,7 Kilometer) zum Freizeitheim.

Dort waren nach Schätzung von Mohamad Nour circa 50 Jugendliche, überwiegend Deutsche, nur vier Syrer, mit denen sie eine Woche gemeinsam verbrachten. Es begann mit einem Workshop, in dem die Aktivitäten der Woche besprochen wurden.

Ein gemeinsamer Spaziergang ohne Schuhe über zwei Stunden führte über matschige und steinige Wege und diente der Abhärtung. Leider gibt es nur Videoaufnahmen davon, keine Fotos. Das war ein toller Spaß. Ebenso die Wasserrutsche. Dann wurde Basketball, Fußball und Handball gespielt. An der Kletterwand konnten sich die Mutigen erproben.
Ein gemeinsamer Spaziergang ohne Schuhe über zwei Stunden führte über matschige und steinige Wege und diente der Abhärtung. Leider gibt es nur Videoaufnahmen davon, keine Fotos. Das war ein toller Spaß. Ebenso die Wasserrutsche. Dann wurde Basketball, Fußball und Handball gespielt. An der Kletterwand konnten sich die Mutigen erproben.
Das Hüpfen auf dem Trampolin macht Mohamad Nour besonders viel Spaß. Neu für ihn war auch das Bogenschießen. Und natürlich wurde auch viel UNO gespielt.
Das Hüpfen auf dem Trampolin macht Mohamad Nour besonders viel Spaß. Neu für ihn war auch das Bogenschießen. Und natürlich wurde auch viel UNO gespielt.

Es war eine ausgefüllte Woche mit vielen Gemeinsamkeiten in der Gruppe. Frau Burmeister-Rudolph sei nochmals für Ihre Unterstützung zur Vermittlung dieser schönen Ferienwoche gedankt. Schön, dass solche Erlebnisse für Familien mit kleinem Geldbeutel über das Teilhabepaket finanziert werden. (ps)

Wieder ein Dankeschön-Essen

Malve Molokhia mit Reis, Hähnchen und Paprika. Foto: Schlichting

Gastfreundschaft wird bei vielen der zu uns geflohenen Menschen großgeschrieben. Und so werden die Paten des Freundeskreises Asyl immer wieder zum Essen eingeladen. So auch unser Helfer Peter Schlichting. Da er seinem „Schützling“ Abdulhanan unter anderem dabei geholfen hat, ein VVS-Abo abzuschließen, bekam er vor Kurzem zum Dank ein arabisches Mittagessen. Es gab Malve Molokhia, ein getrocknetes Kraut, das Abdulhanan gekocht und mit Reis und Hähnchen serviert hat. „Dazu wurden rohe, lange, grüne Paprika gereicht. Es schmeckte wunderbar“, schwärmt Schlichting.

Auch Süßes wird gerne gereicht. Eine unserer Patinen hat neulich einen leckeren Kuchen als Dank für ihre Unterstützung bekommen. Eindrücke davon gibt es in dieser kleinen Bildergalerie:

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Leckeres Essen als Dank

Essen aus anderen Kulturen. Foto: Schlichting
Die Arbeit mit Flüchtlingen ist ein Geben und Nehmen. Erst neulich ist unser Pate Peter Schlichtling zu einem großzügigen Mittagessen eingeladen worden. Unter anderem gab es „Jabrak“ – Reis in Weinblättern mit Rindfleisch. Die Mutter seines Schützlings Mahmoud Al-Absiaboutaj hatte gekocht. „Sie ist eine großartige Köchin“, schwärmt Peter Schlichting. Wenige Tage später fuhr er den Jungen und seine Eltern zum Hausarzt. So haben beide etwas von der Patenschaft. (pes/cr)
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Spiele-Treff jetzt jeden Montagabend!

Freizeit-Forum und Freundeskreis Asyl laden jeden Montag von 18 bis 20 Uhr zum Spiele-Treff. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Schauen, mitmachen, sich überraschen lassen: Der Freundeskreis Asyl und das Freizeit-Forum haben Anfang Juli einen Spiele-Treff für alle Mitbürger veranstaltet. Ab sofort laden wir jeden Montag zum Spiele-Treff ein, damit Kinder und Erwachsene auch in der schulfreien Zeit zusammen kommen. Die gesamte Bevölkerung ist willkommen, wenn sich immer von 18 bis 20 Uhr die Türen im Freizeitforum zum gemeinsamen Spiele-Treff öffnen. Die Räumlichkeiten befinden sich in der Bahnhofstraße 23, direkt neben der dortigen Eisdiele. Kinder ab neun Jahren sind ebenfalls willkommen. Spiele sind vorhanden. Wer möchte, kann gerne auch eigene mitbringen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Schauen Sie am Montag doch einfach vorbei.

. (cr/Foto: Rainer Sturm / pixelio.de)

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