Erst Flüchtling, jetzt Fensterbauer

Suleiman hat das, wovon viele Flüchtlinge träumen: einen Arbeitsplatz, mit dem er sein Leben bestreiten kann, und eine kleine Privatwohnung, in der er ein neues Zuhause gefunden hat. Beim Freundeskreis Asyl (FKA) Schwieberdingen ist man mächtig stolz auf den 28-jährigen Iraker. Seit rund drei Monaten ist er bei einer Fensterbaufirma in Schwieberdingen angestellt.

Sein Arbeitsalltag beginnt morgens um 7.30 Uhr. Von Schwieberdingen aus geht es auf Baustellen im Großraum Stuttgart, wo der 28-jährige Jeside alte Fenster aus- und neue Modelle einbaut. Das handwerkliche Geschick brachte er aus seiner Heimat mit. Im Irak war er als Installateur selbstständig.

Zu dem neuen Vollzeitjob in Schwieberdingen hat ihm ein Mitstreiter vom Freundeskreis Asyl verholfen. Ob die Arbeit Spaß macht? Suleiman lächelt und sagt „ja“.  Das Strahlen in seinen Augen spricht für sich. Und auch sein Arbeitgeber ist sehr zufrieden mit ihm: „Wir sind ganz glücklich und hochzufrieden“, heißt es aus der Firma.

Über die Türkei ist der heute 28-Jährige vor rund vier Jahren aus dem Irak geflohen. „Als Jeside ist es dort zu gefährlich“, erklärt er die Gründe seiner Flucht. Die religiöse Minderheit war 2014 ins Visier des sogenannten Islamischen Staates gerückt. Unzählige Menschen starben. Einige Beobachter sprachen gar von Völkermord.

„Ich bin glücklich damit, wie es ist.“

Im November 2014 kam Suleiman in Deutschland an. Erst ging es nach Karlsruhe, dann nach Schwieberdingen. Nach und nach lernte er Deutsch. Als er als Flüchtling anerkannt wurde, musste er nach Möglingen umziehen, wo er sich in der Drei-Zimmer-Wohnung, die er  mit sieben anderen Männern teilen musste, zunehmend unwohl fühlte. Er ist froh, wieder in Schwieberdingen zu sein, wo er sich auskennt und Kontakte hat. Und außerdem: „In Schwieberdingen sind die Leute freundlicher“, sagt er.

Mit Unterstützung des hiesigen Freundeskreises ging er auf Wohnungssuche und fand in der Strohgäugemeinde eine kleine, einfache Zwei-Zimmer-Wohnung zur Miete. Nun hat er einen Arbeitsplatz und ein Zuhause in Schwieberdingen.  Die Situation stimmt ihn sehr zufrieden: „Ich bin glücklich damit, wie es ist.“ Zwar fehlt ihm seine Familie. Über Whatsapp und Facebook ist er aber regelmäßig mit ihnen in Kontakt.

Jahresrückblick 2017

Hinter dem Freundeskreis Asyl Schwieberdingen liegt ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Die Erfahrung, dass die Mühlen sprichwörtlich langsam mahlen, mussten wir, die Ehrenamtlichen, immer wieder machen. Gleichzeitig gab es Momente, die unsere Herzen erfreuten.

Zu den schönsten Momenten gehörte die Rückkehr eines aus dem Irak geflohenen Mannes, der 2016 von Schwieberdingen nach Möglingen umziehen musste und dort sehr unglücklich wurde. Mittlerweile lebt er wieder in unserem Ort, wo er in einer kleinen Privatwohnung ein neues Zuhause und mittlerweile auch eine Vollzeitarbeitsstelle gefunden hat. Zu den traurigen Momenten zählten zweifelsfrei der Verlust unseres Mitstreiters Klaus Langnau und der des Flüchtlings Khaldoun Alshawa. Beide Verstorbenen hinterließen eine große Lücke.

Auch Rückschläge galt es zu bewältigen. Wir als Paten schlugen uns ob der bürokratischen Hindernisse mit der flachen Hand gegen die Stirn, Flüchtlinge mussten in Unwissenheit ausharren, stets darauf wartend, ob sie in Deutschland bleiben dürfen oder nicht und Patenschaften wurden aufgegeben, weil Geflüchtete nicht in dem Maße mitzogen wie erhofft.

Doch es überwogen die schönen Seiten – das steht außer Frage. Wir erlebten, wie engagierte Flüchtlinge Tag für Tag besser Deutsch lernten, wir wurden zum Essen eingeladen und wir sahen, wie die Geflohenen mit hier lebenden Deutschen Freundschaften schlossen.

Für zusätzlichen Wohnraum sorgte die Fertigstellung der neuen Unterkunft im Lüssenweg. „Ihr Bezug hat sehr zur Entspannung der Wohnsituation der Geflüchteten geführt“, sagt Annette Olbricht, die Leiterin des Freundeskreises. Allerdings hat die Lage auch ihre Schattenseite: „Als Nachteil erleben die Geflüchteten und wir, dass es sich um eine Art Enklave handelt ohne deutschsprachige Nachbarn“, erklärt sie.

Für 2018 hoffen wir, an unsere bislang erzielten Erfolge anknüpfen zu können. Auf Jobebene zeigt sich, dass persönliche Kontakte oft entscheidender sind als die Vermittlung durch das Jobcenter. Wenn Sie in Ihrer Firma eine freie Stelle haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

Ein Begegnungsraum bleibt ganz oben auf unserer Wunschliste

Der Wunsch nach einem Begegnungsraum, also einer Art Treffpunkt, bleibt auf unserer Wunschliste ganz oben. Für Kinder suchen wir Sprachpaten, die mit ihnen lesen und sprechen. Und überhaupt hoffen wir, dass neue Freiwillige zu uns stoßen. „Nach dem Abklingen der Willkommenskultur und der politischen Diskussion über die Begrenzung des Familiennachzuges ist es in der Flüchtlingsarbeit ruhiger geworden“,  sagt unser Flüchtlingsbegleiter Peter Schlichting.

Doch die Hilfen werden nach wie vor benötigt. Wenn Sie uns unterstützen möchten, scheuen Sie sich nicht. Sprechen Sie uns an. Auf ein erfolgreiches Jahr 2018!