Basteln, Brettspiele & Austausch

Der Treff International fand nach langer Pause erstmals wieder am letzten Donnerstag im April statt, diesmal im katholischen Gemeindehaus. Der Termin war so gewählt, dass gleichzeitig die Kleiderstube geöffnet war, wo die Geflüchteten für Kinder und Erwachsene nach günstiger Second-Hand-Kleidung schauen konnten. Dieses Angebot wurde gerne wahrgenommen.

Zu den Besuchern zählte auch eine große Schar von Kindern in allen Altersgruppen. Für die Größeren gab es in einem extra Raum ein Angebot zum Basteln; die Kleineren waren am Tisch mit Brettspielen beschäftigt, und die Kleinsten spielten am Boden in der Nähe ihrer Eltern.

Zum Essen gab es neben schwäbischen Brezeln verschiedene Spezialiäten aus Afghanistan, Syrien, Irak und dem Iran. An den Tischen fand zwischen den Erwachsenen ein angeregter Austausch statt, bei dem es um Fragen wie Deutsch lernen, Schulbesuch oder Arbeitsstelle ging; aber auch ganz praktische Alltagsfragen kamen zur Sprache.

Der nächste Treff International findet am Donnerstag, 28. Juni, im katholischen Gemeindehaus statt.

Erst Flüchtling, jetzt Fensterbauer

Suleiman hat das, wovon viele Flüchtlinge träumen: einen Arbeitsplatz, mit dem er sein Leben bestreiten kann, und eine kleine Privatwohnung, in der er ein neues Zuhause gefunden hat. Beim Freundeskreis Asyl (FKA) Schwieberdingen ist man mächtig stolz auf den 28-jährigen Iraker. Seit rund drei Monaten ist er bei einer Fensterbaufirma in Schwieberdingen angestellt.

Sein Arbeitsalltag beginnt morgens um 7.30 Uhr. Von Schwieberdingen aus geht es auf Baustellen im Großraum Stuttgart, wo der 28-jährige Jeside alte Fenster aus- und neue Modelle einbaut. Das handwerkliche Geschick brachte er aus seiner Heimat mit. Im Irak war er als Installateur selbstständig.

Zu dem neuen Vollzeitjob in Schwieberdingen hat ihm ein Mitstreiter vom Freundeskreis Asyl verholfen. Ob die Arbeit Spaß macht? Suleiman lächelt und sagt „ja“.  Das Strahlen in seinen Augen spricht für sich. Und auch sein Arbeitgeber ist sehr zufrieden mit ihm: „Wir sind ganz glücklich und hochzufrieden“, heißt es aus der Firma.

Über die Türkei ist der heute 28-Jährige vor rund vier Jahren aus dem Irak geflohen. „Als Jeside ist es dort zu gefährlich“, erklärt er die Gründe seiner Flucht. Die religiöse Minderheit war 2014 ins Visier des sogenannten Islamischen Staates gerückt. Unzählige Menschen starben. Einige Beobachter sprachen gar von Völkermord.

„Ich bin glücklich damit, wie es ist.“

Im November 2014 kam Suleiman in Deutschland an. Erst ging es nach Karlsruhe, dann nach Schwieberdingen. Nach und nach lernte er Deutsch. Als er als Flüchtling anerkannt wurde, musste er nach Möglingen umziehen, wo er sich in der Drei-Zimmer-Wohnung, die er  mit sieben anderen Männern teilen musste, zunehmend unwohl fühlte. Er ist froh, wieder in Schwieberdingen zu sein, wo er sich auskennt und Kontakte hat. Und außerdem: „In Schwieberdingen sind die Leute freundlicher“, sagt er.

Mit Unterstützung des hiesigen Freundeskreises ging er auf Wohnungssuche und fand in der Strohgäugemeinde eine kleine, einfache Zwei-Zimmer-Wohnung zur Miete. Nun hat er einen Arbeitsplatz und ein Zuhause in Schwieberdingen.  Die Situation stimmt ihn sehr zufrieden: „Ich bin glücklich damit, wie es ist.“ Zwar fehlt ihm seine Familie. Über Whatsapp und Facebook ist er aber regelmäßig mit ihnen in Kontakt.

Wohnungsnot und kein Ende

Foto: Rainer Strum / pixelio.de

Das Ökumenische Sozialforum Ludwigsburg lädt am Donnerstag (1. März) zum Vortrag „Wohnungsnot und kein Ende“ mit anschließender Podiumsdiskussion. Veranstaltungsort ist die Friedenskirche in der Stuttgarter Straße in Ludwigsburg. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Hintergrund ist die sich stetig verschärfende Wohnraumnot im Landkreis – ein Thema, das auch den Freundeskreis Asyl in Schwieberdingen beschäftigt.

Unter anderem diskutieren Vertreter des Mietervereins Ludwigsburg und von Haus und Grund Ludwigsburg mit.

Weitere Infos gibt es bei der Caritas Ludwigsburg: Wohnungsnot Vortrag.

(Foto: Rainer Strum / pixelio.de)

Falafel und irakische Milchsuppe

Natalja Kusmin, Sozialarbeiterin beim Landratsamt Ludwigsburg, die mehrfach in der Woche in ihrem Büro im Schwieberdinger Scheerwiesenweg den Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite stand, wird zukünftig für eine andere Kommune im Landkreis Ludwigsburg tätig sein. Bevor sie von diesem Wechsel wusste, hatte sie zusammen mit den Geflüchteten für Ende Januar zu einer Neujahrsfeier in die Unterkunft im Scheerwiesenweg eingeladen. Aus der Neujahrsfeier wurde so auch das Abschiedsfest von Natalja Kusmin, deren erfolgreiche Arbeit von Annette Olbricht, der Leiterin des Freundeskreises Asyl Schwieberdingen (FKA), in einer kurzen Ansprache gewürdigt wurde. „Natalja Kusmin hatte einen sehr guten Kontakt zu den Geflüchteten und zu den Helfern vom Freundeskreis. Wir bedauern sehr, dass diese gute Zusammenarbeit nun beendet werden muss“, sagte die Leiterin des FKA.

Unterdessen wurden viele internationale Speisen aufgetragen. So wurde unter anderem eine irakische Milchsuppe aufgetischt, eine kurdische Reisplatte mit gezuckerten Mandeln, Rosinen, Kichererbsen und Hähnchenkeulen sowie viele weitere Leckereien gereicht, darunter palästinensische Falafel, russische Blinis, russischer Kuchen Murawejnik („Ameisenhaufen“), nigerianischer (grüner) Baid-Reis, Hachapuri, eine georgische Spezialität aus Hefeteig, gefüllt mit Weichkäse, gefüllte Auberginen und Krautsalat nach georgischer Art, Nachspeise aus Traubensaft und Walnüssen – ebenfalls nach georgischer Art – sowie Kekse aus der afghanischen Küche.

Ein unvergesslicher Nachmittag für alle Beteiligten

Die Mitarbeitenden des Freundeskreises saßen mit den Flüchtlingen in bunter Reihenfolge zusammen und verständigten sich lebhaft miteinander. Die Stimmung war hervorragend. Als dann noch einer der Flüchtlinge seine Musikanlage brachte und die Musik von seinem Handy laut ertönte, wurden alle aufgefordert zu tanzen. Und die Feiernden kamen der Aufforderung nach. Es war ein unvergesslicher Nachmittag für alle Beteiligten.

Es wurde wieder einmal bestätigt, dass sich die Arbeit des Freundeskreises Asyl mit den Flüchtlingen lohnt. Man bekommt viel zurück – nicht nur die tollen Speisen. (pes)

Neue Strukturen beim FKA

Der Freundeskreis Asyl Schwieberdingen hat seine Struktur den veränderten Gegebenheiten und Bedürfnissen angepasst. Bislang gab es die Arbeitskreise (AK) Paten, Sprache, Verfahrenshilfe, Freizeit/Veranstaltungen und das Leitungsteam. Nun sind wir in die Bereiche Begleitung, Sprache, Verfahrenshilfe, Technik und Leitungsteam unterteilt.  An unserem Ziel ändert sich damit nichts: Wir sehen unsere Aufgabe weiterhin darin, den zu uns Geflohenen zu helfen, sich in unserer Gemeinde zurechtzufinden und ihnen bei Fragen zur Seite zu stehen.

Der Alltag hat jedoch gezeigt, dass unsere bisherige Aufteilung nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten entsprach. Das liegt zum einen an den Bedürfnissen der geflohenen Menschen: Anders als am Anfang, als der Großteil in den Gemeinschaftsunterkünften lebte, gibt es nun immer mehr Personen und Familien, die in eine privat vermietete Wohnung umziehen. Da braucht es Umzugshelfer und Freiwillige, die mit ihren Autos und Anhänger Kleidungskisten und Co. transportieren. Zum anderen liegen die veränderten Gegebenheiten an unseren Freiwilligen selbst: Während sich zuletzt die meisten Ehrenamtlichen in den Arbeitskreisen Sprache und Paten engagierten, wurde der AK Freizeit und Veranstaltungen zunehmend kleiner.

Mit den neuen Strukturen wollen wir unsere Hilfe noch effektiver gestalten. Beliebte Veranstaltungen wie das Café International und die Themenabenden bleiben von diesen Veränderungen unberührt. Sie finden weiterhin statt und werden zukünftig direkt vom Leitungsteam organisiert.
Wer Lust hat, uns zu unterstützen, kann gerne jederzeit, auch für kurzzeitige Einsätze, dazukommen. Jede Hilfe ist willkommen. Jeder Kuchen fürs Café International und jede Sachspende hilft uns, die zu uns Geflohenen an unserem Gemeindeleben teilhaben zu lassen und ihnen das Ankommen in der Fremde zu erleichtern.

Weitere Infos zu unserer Arbeit finden Sie in der Rubrik „Über uns“.

Struktur_2017 Oktober

Appell an die Politiker

Die jüngste Bundestagswahl hat bei vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern Sorgenfalten hinterlassen. Das starke Abschneiden der AfD ist beunruhigend – und das umso mehr, da sich viele Politiker deren Wählern nun zuwenden, um sie für die „alten Parteien“ zurückzugewinnen. Das Ergebnis ist eine Politik, die weiter nach rechts rutscht.

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg hat darauf reagiert. Er hat ein Schreiben aufgesetzt, mit dem er sich an die Teilnehmer der Sondierungsgespräche und die Mitglieder der zukünftigen Regierung wendet. Darin wird eine Rückkehr zu einem Deutschland gefordert, das Integration fördert, sowie die Rückkehr zu politischen Entscheidungen, die sich nicht an den lautesten populistischen Forderungen orientieren, sondern an Fakten.

Konkret wird unter anderem gefordert: das Ende der Arbeitsverbote, Sprach- und Integrationskurse für alle, ein Förderprogramm für bezahlbaren Wohnraum, die Fluchtursachen zu bekämpfen und Recht auf Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte. Zum Verständnis: Subsidiär schutzberechtigt sind Menschen, die stichhaltige Gründe dafür vorbringen, dass ihnen in ihrem Herkunftsland ein ernsthafter Schaden droht und sie den Schutz ihres Herkunftslands nicht in Anspruch nehmen können oder wegen der Bedrohung nicht in Anspruch nehmen wollen. Zudem wollen die ehrenamtlichen Helfer politisch gehört werden. Wortwörtlich heißt es: „Wir fordern Sie auf, nicht zu vergessen, wie viele Menschen sich für Flüchtlinge engagieren. Denken Sie nicht, dass uns nicht auffällt, wenn Sie das eine reden und das andere tun.“

Hier geht es zum offenen Brief des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg.

Freizeitspaß im Norschwarzwald

Viele Kinder der Schwieberdinger Flüchtlingsfamilien haben während der Sommerferien am hiesigen Sommerferienprogramm teilgenommen. Anders machte es der 16-jährige Mohamad Nour Rasho. Er verbrachte eine Woche im Nordschwarzwald.

Und so kam es dazu: Als Mira Burmeister-Rudolph, die bislang für die Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung zuständige Ansprechpartnerin im Ordnungsamt der Gemeinde Schwieberdingen, den Syrer besuchte, klagte dieser über die Langeweile in den Schulferien.

Sie hatte eine Idee und meldete ihn zum Programm „Freestyle“ in Kapf bei Egenhausen im Nordschwarzwald vom 15. bis 22. August an. Träger des Freizeitheims Kapf ist das Evangelische Jugendwerk in Württemberg, das mit dem Auto in einer Stunde zu erreichen ist. Allerdings nicht für die Teilnehmer der aktionsreichen Woche. Diese mussten mit öffentlichen Verkehrsmitteln selbstständig anreisen. Burmeister-Rudolph besorgte die Fahrkarten und kümmerte sich um die Rückerstattung der Teilnahmegebühr von 60 Euro durch das Jobcenter. Aber ein Problem war noch zu überwinden: Mohamad Nour hatte noch keine Versicherungskarte von der AOK per Post erhalten. Daher musste er am Abreisetag nochmals zur AOK, um eine Mitgliedsbescheinigung abzuholen, mit der er dann im Landratsamt einen Behandlungsschein erhielt.

Nun war alles startklar, der Rucksack gepackt. Die fast dreistündige Fahrt konnte losgehen. Das Gepäck wurde in Egenhausen abgenommen und weiter ging es zu Fuß (1,7 Kilometer) zum Freizeitheim.

Dort waren nach Schätzung von Mohamad Nour circa 50 Jugendliche, überwiegend Deutsche, nur vier Syrer, mit denen sie eine Woche gemeinsam verbrachten. Es begann mit einem Workshop, in dem die Aktivitäten der Woche besprochen wurden.

Ein gemeinsamer Spaziergang ohne Schuhe über zwei Stunden führte über matschige und steinige Wege und diente der Abhärtung. Leider gibt es nur Videoaufnahmen davon, keine Fotos. Das war ein toller Spaß. Ebenso die Wasserrutsche. Dann wurde Basketball, Fußball und Handball gespielt. An der Kletterwand konnten sich die Mutigen erproben.
Ein gemeinsamer Spaziergang ohne Schuhe über zwei Stunden führte über matschige und steinige Wege und diente der Abhärtung. Leider gibt es nur Videoaufnahmen davon, keine Fotos. Das war ein toller Spaß. Ebenso die Wasserrutsche. Dann wurde Basketball, Fußball und Handball gespielt. An der Kletterwand konnten sich die Mutigen erproben.
Das Hüpfen auf dem Trampolin macht Mohamad Nour besonders viel Spaß. Neu für ihn war auch das Bogenschießen. Und natürlich wurde auch viel UNO gespielt.
Das Hüpfen auf dem Trampolin macht Mohamad Nour besonders viel Spaß. Neu für ihn war auch das Bogenschießen. Und natürlich wurde auch viel UNO gespielt.

Es war eine ausgefüllte Woche mit vielen Gemeinsamkeiten in der Gruppe. Frau Burmeister-Rudolph sei nochmals für Ihre Unterstützung zur Vermittlung dieser schönen Ferienwoche gedankt. Schön, dass solche Erlebnisse für Familien mit kleinem Geldbeutel über das Teilhabepaket finanziert werden. (ps)