„Amal“ bewegt die Filmgäste

Knapp 70 Besucher kommen in die Bruckmühle, um den Film "Amal" zu sehen. Foto: cr

Es war ein Abend, der berührte, der zum Nachdenken anregte und Einblicke in das Leben einer Flüchtlingsfamilie gab, wie sie wohl wenige Deutsche zu sehen bekommen: Vor wenigen Tagen wurde in der Bruckmühle in Schwieberdingen der Film „Amal“ gezeigt, eine Dokumentation über eine syrische Flüchtlingsfamilie. Die katholische Kirchengemeinde St. Petrus und Paulus hat zusammen mit dem Freundeskreis Asyl, der Gemeinde Schwieberdingen und der katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Ludwigsburg zu der Veranstaltung geladen. Die Resonanz war größer als erwartet: Fast 70 Personen kamen, darunter etliche Geflüchtete.

Die junge Filmemacherin Caroline Reucker hat für „Amal“ eine Flüchtlingsfamilie sechs Monate lang begleitet. Sie war dabei, als zwei der Kinder das Fahrradfahren neu lernten, sie war dabei, als die Kinder an einen See gingen und dort Enten fütterten und sie war dabei, als die jungen Asylsuchenden einen Rummel besuchten und sich beim Boxautofahren amüsierten. Vor allem war sie aber auch dann dabei, wenn die Geflohenen unter sich waren. Sie hielt Szenen mit der Kamera fest, die selbst Flüchtlingshelfer kaum bis gar nicht miterleben. Vertraute Gespräche zwischen Mutter und Tochter, in der beide ihre Sehnsüchte aussprechen: Die Mutter erzählt, wie sie die simplen Dinge des Alltags vermisst. Sie erwähnt den Innenhof ihres Hauses, den sie in Syrien so gerne mit dem Schlauch abgespritzt hat und lässt durchblicken, wie sehr sie sich nach ihrer Heimat sehnt und darauf hofft, eines Tages zurückkehren zu können. „Ja, niemand würde gerne sein Land verlassen.“ Es ist dieser Satz der Mutter, der so vieles ausdrückt.

Ganz anders ihre Töchter: Sie sind es, die das neue Leben in Deutschland annehmen und auch einfordern. Sie sehen in Deutschland ihre Zukunft, wollen hier ankommen. Und sie sagen das auch in aller Deutlichkeit. Regisseurin Caroline Reucker, die die Aufnahmen untertiteln ließ, hat die Familie einfach sprechen lassen. Sie hat die Kamera drauf gehalten und still beobachtet. Oder wie sie es selbst nennt: Sie hat blindgefilmt.

Die Ehrlichkeit des Films war es dann auch, die die Besucher bewegte. „Man hat viele alltägliche Einblicke erhalten. Man sieht, wie schwierig es ist, in ein neues Land einzusteigen“, sagte eine Frau in der anschließenden Gesprächsrunde. Hannemarie Schuler von der katholischen Kirchengemeinde brachte es schließlich auf den Punkt: „Es war ein Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.“ Nicht nur wegen des Films, sondern auch, weil einige Flüchtlinge unter den Besuchern von ihren Sorgen und Ängsten erzählten. „Ich habe meine Familie seit fünf Jahren nicht gesehen. Meine Frau, meine Kinder – es ist mir schwer gefallen, diesen Film zu sehen“, sagte ein Asylsuchender auf Deutsch.

Die Veranstaltung wurde von Jörg Maihoff, Bildungsreferent der katholischen Erwachsenenbildung, moderiert. Sami Alrjoula übersetzte zwischen den deutsch- und arabischsprechenden Besuchern. Beiden – und natürlich auch der Regisseurin und den fleißigen Jugendlichen von der Cocktailbar – ein herzliches Dankeschön für einen bewegenden und tiefgründigen Abend, der vor allem aber eins machte: Hoffnung. Nichts anderes bedeutet Amal. (cr)

Weitere Infos zum Film gibt es auf der Homepage der Regisseurin.